Italien, Gioacchino Rinaldi/Rom
Datierung: um 1810
Glas
Maße: 53,0 x 72,0 cm
Großes Mikromosaik mit Darstellung des Tempels der Vesta und der Sibylle in Tivoli. Das Mosaik ist unten rechts signiert G(ioacchino) Rinaldi F(ecit) und in eine rückwärtige Eisenplatte, umgeben von einer Bleieinfassung, eingelassen. Dargestellt auf dem Mikromosaik ist der berühmte Rundtempel vom Ende des 2. Jhs. v. Chr., der heute als der der „Vesta“ bezeichnet wird mit seinen 10 (von einst 18) korinthischen Säulen. Daneben steht der „Tempel der Sibylle“ aus dem 2. Jh. v. Chr., der im Mittelalter zu der christlichen Kirche “Santa Maria Rotonda“ umgebaut wurde, die bis 1884 stand. Die Gebäude links im Bild geben ein Gasthaus wieder, dessen Hof bis zum Tempel der Vesta reichte. Im Vordergrund wird ein Schäferidyll dargestellt: Eine junge Frau kommt mit ihrem Sohn zu einem rastenden Hirten mit zwei Ziegen. Als Initiator der seit der Antike gepflegten Mosaikkunst kann der Römer Giacomo Raffaelli (1753-1836) gelten, der diese Kunst Ende des 18. Jahrhunderts wiederbelebte und 1804 als Leiter einer neuen „Scuola del mosaico“ nach Mailand berufen wurde. Seine Arbeiten dienten u.a. Papst Pius VII. (1742/1800-1823) als Geschenke und finden sich heute u.a. in den Schlössern von Fontainebleau und Malmaison. In der Folge von Raffaelli galt den Zeitgenossen Rinaldi in Rom als derjenige, der die Kunst des (Mikro)mosaiks in Feinheit und Motivauswahl zu neuen Höhen führte. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage Anfang des 19. Jahrhunderts in fast allen europäischen Ländern, stellte Rinaldi 1808 zwei seiner Mosaike in Paris, der zwischen 1806 und 1812 einzig florierenden Metropole Europas, aus: die Ruinen von Paestum, an deren Fertigstellung er fünf Jahre gearbeitet hat und für dessen Himmelsgestaltung er allein 64 verschiedene Farbvarianten verwendete, sowie eine Ansicht des Vesuvs und dessen Vulkanausbruchs von 1794. Als Käufer hatte Rinaldi dabei „les Souverains, protecteurs des beaux-arts“ im Sinn. Diese Art von Bildern sind recht schwer; unser Exemplar wiegt ca. 48 kg und besteht aus ca. 60.000 Glassteinchen. Rinaldi und seine Werkstatt dürften etwa zwei Jahre daran gearbeitet haben.
Literatur:
G.J. Hanisee Gabriel et al., Micromosaics, The Gilbert Collection, London 2000, S. 289 (mit weiterer Literatur)
Kunsthandel Peter Pamminger | 2020