Schatulle, Frankreich, um 1925

Metall, farbig gefasst, Spiegel

Maße: 15,5 x 27,0 x 19,0 cm

Datierung: um 1925

Die achteckige Schmuckdose ist umseitig mit ägyptisierenden Motiven geschmückt. In der Szene der Oberseite ist eine auf einem Sofa liegende Ägypterin unter einem Baldachin dargestellt, die wohl als Kleopatra VII. zu identifizieren ist. Eine Tänzerin und Harfenspielerin versinnbildlichen zusammen mit der altägyptischen Tempelfassade und der Flusslandschaft das luxuriöse Leben der Herrscherin im alten Ägypten. Die Motive der Laute- und Harfenspielerin sind etwa aus dem thebanischen Grab des Nacht (Theban Tombs 52) bekannt und wurden auf ägyptisierenden Objekten häufig dargestellt. Die Komposition der Szenerie hingegen ist der Malerei des 19. Jahrhunderts verpflichtet und lehnt sich etwa an das Ölgemälde von Alexandre Cabanel (1823-1889) „Kleopatra probiert Gifte an Gefangenen aus“ aus dem Jahr 1887 (Antwerpen, Musée Royal des Beaux-Arts 1505) an.

Auf der vorderen Längsseite der Schatulle ist ein Geier mit sich aufbäumendem Uräus dargestellt, der umgeben ist von einem an eine Kartusche erinnernden Oval mit Pseudohieroglyphen, so genannten Djed-Pfeilern, das Zeichen für Dauer, und einer Farbleiter als Rahmung. Das hier angebrachte Schlüsselloch ist erweitert um die Wiedergabe stilisierter Lotosblütenknospen. Die Rückseite der Schatulle weist einen Doppel-Sphingen auf, der mit nemes-Kopftuch und Uräusschlange an der Stirn sowie krummen Götterbart auf einem geschmückten Podest ruht. Ein stilisierter Falke schwebt über dem Doppelsphinx, wobei rechts und links auch auf dieser Schatullenseite Kolumnen mit Pseudo-Hieroglyphen ergänzt sind und die Szene mit einer Farbleiter gerahmt wird. Auf den Schmalseiten sind auf goldfarbenem Hintergrund eine Tänzerin bzw. eine Harfenspielerin und pseudo-hieroglyphische Inschriften wiedergegeben.

Die vier schmalen Flächen der abgeschrägten Ecken weisen alle das gleiche Motiv auf: eine polychrome Pflanzensäule mit einem Lotoskapitell, die von Bändern geschmückt wird und seitlich mit ovalen Textspalten versehen ist.

Die Schatulle ist verschließbar. Das Innere ist goldfarben und an der Innenseite des Deckels ist ein Spiegel eingelassen, so dass eine Nutzung als Schmuckschatulle wahrscheinlich ist.

 

Literatur:

J.-M. Humbert, L’égyptomanie dans l’art occidental, Paris 1989, 190; ders., Les collection égyptiennes dans les musée de Saône-el Loire, Autun 1988, 68; K. Konrad, Neuzeit – Kunsthandwerk, in: C. Tietze, R. Vollkommer (Hg.), Faszination Pyramiden, Ausstellungskatalog Vaduz, Weimar 2017, 259.